Forschungsschwerpunkte

1. Politischer Extremismus und Fremdenfeindlichkeit

Einen Forschungsschwerpunkt bilden Untersuchungen über den politischen Extremismus. Hierunter fallen historisch-sozialwissenschaftliche Arbeiten über den Nationalsozialismus, Studien über extrem rechte und extrem linke Parteien und politische Orientierungen in der Bundesrepublik Deutschland und den westlichen Demokratien sowie Untersuchungen über die Struktur und die Bestimmungsfaktoren von Fremdenfeindlichkeit. Gegenwärtig bilden die einzelnen Arbeiten drei Schwerpunkte:

  • Die Mitglieder der NSDAP 1925 - 1933
    Dieses Projekt, das in Kooperation mit dem amerikanischen Soziologen William Brustein von der University of Minnesota durchgeführt wird, untersucht anhand einer Stichprobe von über 42.000 Fällen, die aus den beiden Mitgliederkarteien der NSDAP im Berliner Document Center gezogen worden sind, die Berufsstruktur, die demogra-phischen Charakteristika, die soziale Schichtung, den konfessionellen Hintergrund etc. der NSDAP-Mitglieder vor der sogenannten Machtergreifung. Das Projekt wird bzw. wurde von der National Science Foundation (USA), der Deutschen Forschungsgemeinschaft und bisher der Forschungskommission der Freien Universität Berlin gefördert.
  • Links- und rechtsextremistische Parteien und politische Orientierungen
    Die Analysen beschäftigen sich u.a. mit der sozialen Zusammensetzung, den Vorstellungen und Motiven der Anhänger und Mitglieder rechts- und linksextremer Parteien und Bewegungen, der Theorie des politischen Extremismus, der empirischen Erforschung von Rechtsextremismus als Einstellungssyndrom und den Determinanten rechts- und linksextremer politischer Einstellungen.
  • Fremdenfeindlichkeit
    Die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien in verschiedenen Ländern Europas und der Anstieg fremdenfeindlicher Gewalt Anfang der neunziger Jahre haben dazu geführt, Migrationsprozesse und ethnische Konflikte als zentrale, problemgeladene Phänomene der westeuropäischen Gesellschaften wahrzunehmen. In diesem Teilprojekt werden die Formen, das Ausmaß und die Bedingungen negativer Einstellungen gegenüber ethnischen Gruppen untersucht.

2. Wahlen und politische Einstellungen

Einen weiteren Forschungsschwerpunkt stellt die Wahl- und Einstellungsforschung dar. Seinen Niederschlag findet er in diversen kleineren und größeren Projekten zu ausgewählten Aspekten der Wahlforschung und der Politischen Kultur-Forschung. Neben aktuellen Analysen zum Wählerverhalten in der Bundesrepublik Deutschland zeigen fünf Projekte die gegenwärtigen Schwerpunkte auf:

  • "Mainzer" Handbuch Wahlen
    Einen ersten übergreifenden Schwerpunkt bildet das Projekt "Mainzer" Handbuch Wahlen, in dem zum ersten Mal die gesamte Breite der analytischen und empirischen Wahlforschung abgedeckt wird. An ihm sind alle Mitarbeiter der Abteilung Innenpolitik sowie ehemalige Mainzer Kollegen und Kolleginnen beteiligt.
  • Die Conjoint-Analyse als Instrument der empirischen Wahlforschung
    Ziel dieses von der DFG geförderten Projektes ist es, das bisher vor allem in den Wirtschaftswissenschaften verbreitete Verfahren der Conjoint-Analyse auf die empirische Wahlforschung zu übertragen. Mit Hilfe dieser Methode ist es möglich, die Wahlentscheidung als rationale Handlung zu modellieren und somit die neueren Theorien des Wahlverhaltens einer Prüfung zu unterziehen. Die Erhebung der dazu benötigten Daten erfolgt durch die Arbeitsgruppe selbst im Umfeld der Hamburger Bürgerschaftswahl 1997.
  • Historische Wahlforschung
    Einen Schwerpunkt der Mainzer Wahlforschung stellen darüber hinaus Analysen von Wahlen im Deutschen Reich dar. In ihnen geht es zum einen um Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Wählerrekrutierung der politischen Parteien im Deutschen Reich, zum anderen um den Aufstieg des Nationalsozialismus am Ende der Weimarer Republik.
  • International vergleichende Wahlforschung
    Dieses Projekt untersucht den Wandel des Wählerverhaltens und der Parteiensysteme in Europa. Auf der Grundlage zahlreicher Umfragen und Aggregatdaten sowie Inhaltsanalysen politischer Programme zeichnet es u.a. die elektorale Entwicklung der wichtigsten politischen Parteien in den einzelnen europäischen Ländern, den Aufstieg neuer und den Niedergang alter Parteien sowie die Verschiebung der tradierten Konfliktstrukturen nach.
  • Die Transformation der Politischen Kultur in den neuen Bundesländern
    In diesem von der DfG geförderten Projekt, in dessen Rahmen mittlerweile eine 1994 durchgeführte erste von drei Panelwellen in den alten und neuen Bundesländern erhoben worden ist, geht es u.a. um die Frage, wie sich die politischen Orientierungen der Bevölkerung der neuen Bundesländer in den 90er Jahren im Vergleich zu denen der Bevölkerung der alten Bundesländer entwickelt. Hierzu wurden insgesamt 4.000 Personen mündlich und ca. 1.500 Personen schriftlich befragt. Die Befragung dieses Personenkreises soll 1998 und im Jahre 2002 wiederholt werden. Das Projekt selbst wird in Kooperation mit Kollegen an den Universitäten Bamberg, Jena und Stuttgart durchgeführt.
  • Wahlverhalten im Lebenslauf
    In diesem Projekt geht es um die Frage, ob Wahlverhalten bzw. generell politischen Verhalten von bestimmten Stadien des Lebenslaufs abhängig ist, oder ob sich generationsspezifische Prägungen zeigen, eine einmal erworbene Wahlpräferenz also im weiteren Lebenslauf beibehalten wird. Mit Arbeiten zur Wahlbeteiligung von Befragten und altersspezifischen Cleavages liegen Teilergebnisse bereits vor.