Das Institut für Politikwissenschaft trauert um
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Ernesto Garzón Valdés
(17.02.1927 - 20.11.2023).
Ernesto Garzón Valdés studierte in Córdoba (Argentinien), Leuven, Brüssel, Madrid, München, Bonn und Köln Jura, Soziologie, Philosophie und Politikwissenschaft. 1958 trat er in den diplomatischen Dienst seines Landes ein und war u.a. als Attaché an der argentinischen Botschaft in Bonn tätig.
In den Folgejahren wechselte er mehrfach zwischen Akademie und Diplomatie. Wegen seines Einsatzes für die Verständigung zwischen Argentinien und Deutschland wurde ihm 1972 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1986 die Goethe-Medaille verliehen.
1974 wurde Garzón Valdés aus politischen Gründen aus dem diplomatischen Dienst entlassen und später auf Betreiben der Militärjunta auch aus seiner Fakultät in Córdoba ausgeschlossen. Seitdem lebte er in Deutschland im Exil und hatte Gastprofessuren u.a. in Mainz und Köln inne. 1981 wurde er schließlich, auch auf Betreiben der Studierendenschaft, als Professur an unser Institut berufen.
Nach dem Ende der Militärdiktatur wurde Garzón Valdés rehabilitiert und zum Botschafter befördert, lehnte eine Rückkehr in den aktiven diplomatischen Dienst aber zugunsten seiner Professur am Institut ab. Dort war er bis zum Jahr 2000 und damit weit über die Altersgrenze hinaus tätig.
Garzón Valdés war Mitherausgeber von zehn wissenschaftlichen Zeitschriften, neun Buchreihen und zwölf Sammelwerken. Er hat zahlreiche Monografien sowie weit über 100 Aufsätze in deutscher, englischer und spanischer Sprache verfasst. Als Rechtsphilosoph und politischer Theoretiker war er weltweit geschätzt und hatte Gastlehrstühle an einer Vielzahl von Universitäten in Europa und Lateinamerika inne. Neben einer Reihe von Wissenschaftspreisen wurden ihm zehn Ehrendoktorwürden und -professuren verliehen. Der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dem Fachbereich und dem Institut blieb Professor Garzón Valdés stets verbunden und nahm noch vor wenigen Monaten an der Feier zum sechzigjährigen Bestehen des Instituts teil.
Im Laufe seiner langen und außergewöhnlichen akademischen Karriere hat er mehrere Generationen von Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nachhaltig geprägt.
Wir werden ihn in ehrender und dankbarer Erinnerung behalten.