M.A. Empirische Demokratieforschung: Best of Projekt


Alles eine Frage des Geschlechts? Zum Gender-Gap in der politischen Partizipation junger Erwachsener in Europa.

Eine Mehr-Eben-Analyse anhand des European Social Survey (2002-2018)

von Ali Abo Hamoud, Jessica Haak, Anna Lopatina, Vivien Reining (Sommersemester 2021)

 

Was war die Forschungsfrage?

In unserem Forschungsprojekt widmeten wir uns der Frage, inwiefern sich geschlechtsspezifische Unterschiede („Gender-Gap“) in der Partizipation junger Erwachsener in Europa feststellen und erklären lassen. Dabei beschränkten wir uns nicht nur auf institutionalisierte Partizipationsformen, wie der Mitarbeit in einer Partei oder der Kontaktaufnahme zu Politiker:innen, sondern betrachteten mit der Teilnahme an legalen Demonstrationen oder dem Boykott auch nicht-institutionalisierte Beteiligungsformen. Um mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen jungen Erwachsenen erklären zu können, untersuchten wir einerseits Individualfaktoren, wie sozioökonomische Ressourcen oder auch politische relevante Einstellungen. Andererseits überprüften wir den Einfluss des Kontextes, in dem junge Erwachsene partizipieren. Hierzu betrachten wir institutionelle Faktoren, wie die Repräsentation von Frauen in der Exekutive und Legislative eines Landes, aber auch kulturelle Faktoren, wie die aggregierten Einstellungen eines Landes gegenüber der Rolle von Frauen in einer Gesellschaft („Gender-Ideologie“). Als Datengrundlage dienten die neun Wellen des European Social Survey (2002-2018). Die Mehr-Ebenen-Analyse wurde als Methode der Arbeit gewählt.

Warum ist diese Frage wissenschaftlich und für Sie persönlich interessant gewesen?

Ohne Partizipation keine Demokratie. Weil Demokratische Legitimität die Beteiligung aller Bürger:innen am politischen Willensbildung- und Entscheidungsprozess voraussetzt, ist es ein erhebliches Problem für die Theorie und Praxis von Demokratie, bestehen strukturelle, kulturelle oder institutionelle Restriktionen, die zu einer ungleichen Beteiligung beitragen. Eine Vielzahl von Forschungsarbeiten stellte allerdings in der Vergangenheit einen persistenten „Gender-Gap“ in der Partizipation von Bürger:innen fest. Jugendliche und junge Erwachsene blieben in der Partizipationsforschung bisweilen wenig beachtet. Dabei erschien uns die Betrachtung dieser Alterskohorte deshalb relevant, weil davon auszugehen ist, dass sich politische Partizipation in jungen Jahren auch in das Erwachsenenalter übersetzen kann. Gleichwohl stand die Forschungslücke im deutlichen Widerspruch zu der steigenden medialen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit, die wir etwa bei der globalen Jugendbewegung „Fridays for Future“ beobachten konnten. Unsere Frage war daher einerseits Produkt einer wissenschaftlichen Lücke, die wir aufgrund eigener Forschungsinteressen und gelesener Seminar-Lektüre aufdecken konnten. Andererseits resultierte sie auch aus eigener Betroffenheit – mit Blick auf das Alter, aber auch auf das Geschlecht.

Wie sind Sie vorgegangen?

Der Identifikation der herausgestellten Forschungslücke ging eine ausgiebige Literatur-Recherche voraus. Diese setzten wir fort, um unsere forschungsleitenden Hypothesen abzuleiten. Zeitgleich kümmerten wir uns um die Methodik der Arbeit: Das Finden eines geeigneten Datensatzes, die Operationalisierung der Variablen und schließlich die Spezifikation unserer Modelle. Die Vorbereitung von Theorie und Methode standen bei uns stets einem Wechselspiel. Im Rahmen der Kleingruppe hatten wir darüber hinaus die Möglichkeit, unsere Entscheidungsprozesse gemeinsam mit unserem Dozenten Prof. Dr. Kai Arzheimer und unseren Kommiliton:innen zu diskutieren. Dieser Blick von „außen“ half uns nicht zuletzt auch dabei, eigene Entscheidungen zu reflektieren und den ein oder anderen gedanklichen Knoten zu lösen. Unsere Gruppenarbeit war durch ein enges Verhältnis geprägt. Bedingt durch die Corona-Pandemie erarbeiteten wir das Forschungsdesign des Projekts in zahlreichen Gesprächen zunächst digital, dann schließlich persönlich – aber stets gemeinsam. Unsere Stärken und Interessen konnten wir auf diese Weise zu Synergieeffekten bündeln. Im Verlauf des Projekts wechselten sich schließlich Teamarbeits- und Einzelarbeitsphasen ab, wobei alle von uns sowohl einen empirischen als auch theoretischen Teil der Arbeit übernahmen. Einerseits kam jedem Gruppenmitglied auf diese Weise genug Gestaltungsfreiheit zu, andererseits aber behielten wir dadurch alle das Gesamtprojekt im Auge. Dieses Vorgehen half uns schließlich auch bei der Vorbereitung für unsere Projektpräsentation.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse, und welche Bedeutung haben diese für die wissenschaftliche/politische Diskussion?

In unserer Arbeit konnten wir zeigen, dass sich ein deutlicher Gender-Gap in der politischen Partizipation junger Erwachsener feststellen lässt. Während sich junge Frauen im Vergleich zu Männern der gleichen Altersgruppe weniger an institutionalisierten Partizipationsformen beteiligen, zeigt sich für nicht-institutionalisierte Partizipationsformen ein gegenteiliges Bild: Junge Frauen partizipieren durchschnittlich häufiger nicht-institutionalisiert, sodass hier von einem „reversed“ Gender-Gap gesprochen werden kann (Abb. 1 und 2). Frauen partizipieren folglich nicht zwangsläufig weniger, sondern anders als Männer. Für den Einfluss individueller Faktoren stellten wir – in Einklang mit der Partizipationsforschung – fest, dass sowohl weibliche als auch männliche junge Erwachsene mit zunehmenden sozioökonomischen Ressourcen und zunehmendem politischen Interesse stärker partizipieren.

Abbildung 1 Durchschnittliche institutionalisierte Partizipation nach Land und Geschlecht

Abbildung 2 Durchschnittliche nicht-institutionalisierte Partizipation nach Land und Geschlecht

Für die kontextuellen Faktoren fanden wir heraus, dass mit der steigenden Repräsentation von Frauen in der Exekutive oder der Legislative eines Landes die nicht-institutionalisierte Partizipation junger Frauen steigt. Abbildung 3 stellt die vorhergesagten Werte für die nicht-institutionalisierte Partizipation dar: Steigt der Anteil von Frauen im Parlament, dann steigen auch die mittleren geschätzten Werte der nicht-institutionalisierten Partizipation von Frauen, während sie für Männer konstant sinken. Bei einem weiblichen Parlamentsanteil von 50 % partizipieren junge Frauen gegenüber jungen Männern um 0,25 Punkte mehr auf dem vierstufigen Index nicht-institutionalisierter Partizipation. Die grafische Darstellung der Differenz der vorhergesagten Werte macht zusätzlich deutlich, dass der Effekt von Frauen im Parlament für beide Gruppen ab einem Frauenanteil von 18% signifikant verschieden ist (Abb. 4).

Abbildung 3 Vorhergesagte NIP in Abhängigkeit von Frauenanteil im Parlament und Geschlecht

Bemerkung: Conditional-Effects-Plot mit 95%-Konfidenzintervall., Quelle: ESS 1-9, eigene Berechnung.

 

Abbildung 4 Differenz der vorhergesagten NIP in Abhängigkeit von Frauenanteil in Parlament und Geschlecht

Bemerkung: Conditional-Effects-Plot mit 95%-Konfidenzintervall., Quelle: ESS 1-9, eigene Berechnung.

Allerdings beschränkt sich dieser positive „Role-Model Effect“ nicht nur auf Frauen. Junge Männer beteiligen sich stärker an institutionalisierten Partizipationsformen sind mehr Frauen im Parlament vertreten oder als Regierungschefin tätig. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass von Frauen in Legislative und Exekutive eine Signalwirkung ausgeht, die dazu beiträgt, dass das politische System von allen Geschlechtern als fairer und offener wahrgenommen wird. Bezüglich des kulturellen Kontexts stellten wir schließlich fest, dass mit einem steigenden Anteil von Frauen an der Erwerbsbevölkerung die nicht-institutionalisierte Partizipation junger Frauen, gegenüber jener von Männern, deutlich steigt. Für den Anteil von Frauen in mittleren und höheren Führungspositionen zeigen sich die gleichen Effekte für die nicht-institutionalisierte Partizipation von jungen Frauen. Weil wir Kultur auf diese Weise allerdings nur näherungsweise messen konnten, betrachteten wir im Querschnitt weiterhin den Effekt der Gender-Ideologie (verstanden als aggregierte Einstellungen eines Landes zur Rolle von Frauen in der Gesellschaft): Weibliche junge Erwachsene partizipieren bei einer egalitäreren Ideologie stärker nicht-institutionalisiert, männliche junge Erwachsene hingegen stärker institutionalisiert.

Unsere Arbeit leistet damit einen weiteren Schritt, um den Gender-Gap in der politischen Partizipation junger Erwachsener aufzuzeigen und zu erklären. Insbesondere die institutionelle und die kulturelle Repräsentation von Frauen haben demnach einen erheblichen Einfluss auf diese geschlechtsspezifischen Unterschiede und können sie, zumindest in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen schmälern, werden bestimmte Partizipationsformen betrachtet. Ob diese Faktoren allerdings auch langfristig und im Lebensverlauf konstant wirken, müssen weiterführende Panel-Studien klären, die die Entwicklung junger Erwachsener über die Zeit beachten. Dass aber grundsätzlich das Zusammenspiel individueller und kontextueller Faktoren betrachtet werden muss, um substanzielle Erklärungen für den Gender-Gap in der Partizipation junger Erwachsener zu finden - das sei als Plädoyer unserer Arbeit herausgestellt. Denn Partizipation ist durchaus eine Frage des Geschlechts. Geschlecht ist aber nicht die eine Antwort auf Partizipation.

Was hat Ihnen persönlich Spaß gemacht, und was nehmen Sie für sich mit?

Für uns war das Projekt fachlich, aber auch persönlich ein großer Gewinn. Es war spannend, eine derart umfassende Forschungsarbeit von der Wiege an bearbeiten zu können. Im Rahmen einer Hausarbeit wäre ein solches Projekt nicht möglich gewesen. Die Art und Weise, wie wir unsere Gruppenarbeit koordiniert haben, hat uns eine gute Vorstellung von möglichen Arbeitsabläufen in Projekten außerhalb und innerhalb universitärer Einrichtungen gegeben. Ebenso wie die Präsentation unseres Projekts vor einem Fachpublikum. Das regelrechte „Eingraben“ in die für uns neue Methode der Mehr-Ebenen-Analyse war anfänglich zwar auch mit Hindernissen verbunden, gleichzeitig aber hat uns das Projekt die Angst vor komplexen Methoden-Arbeiten genommen und das Bewusstsein für unsere eigenen Fähigkeiten gestärkt. Die intensive Zusammenarbeit und das gemeinsame Ziel vor Augen haben nicht nur dazu beigetragen, dass wir für schier unlösbare Probleme doch eine Lösung finden konnten – sie haben uns auch über den universitären Kontext hinaus zusammengeschweißt.


Opposition ist Mist - Um welchen Preis regieren radikalere Parteien?

von Timo Sprang

Was war die Forschungsfrage?

Erhalten radikalere Parteien weniger Ministerien? Dieser Frage bin ich in meinem Forschungsprojekt nachgegangen. Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass die Anzahl der Ministerien einer Partei in einer Koalitionsregierung proportional ihrem Sitzanteil folgt. Diese Annahme geht zurück auf William A. Gamson und weist eine derartige empirische Robustheit auf, dass sie unlängst zu einem der wenigen sozialwissenschaftlichen (Quasi-)Gesetze erhoben wurde – Gamson‘s Law. Obwohl in diesem Forschungsfeld längst herausgearbeitet wurde, dass insbesondere Parteien mit mehr Sitzen oftmals unterkompensiert werden, blieb ein mindestens vergleichbar grundlegendes Merkmal bislang vernachlässigt: ihre ideologische Ausrichtung. Hier setzt mein Projekt an. Unter Betrachtung etablierter Theorien der Regierungsbildung nehme ich an, dass radikalere Parteien ebenfalls zur Unterkompensation tendieren. Da die gleichen Theorien auch verdeutlichen, dass radikalere Parteien seltener an Regierungen beteiligt sind, ist eine entsprechende Berücksichtigung bei der Modellierung notwendig. Den Einfluss von Radikalismus auf die Ministerienverteilung untersuche ich daher mit Modellen, die gegen Selektionsbias robust sind.

Warum ist diese Forschungsfrage von Interesse?

Von Ministerien geht erheblicher Einfluss auf die verabschiedeten Gesetze und Entscheidungen aus. Wie sie also besetzt werden, ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch alltäglich höchst interessant. In älteren Betrachtungen der deutschen Ministerienverteilungen zeigte sich, dass es insbesondere die eher linken Parteien sind, die hier unterkompensiert werden. Im Schulterschluss mit der hochaktuellen Forschung zur verzerrten und begrenzten Responsivität in vielen westlichen Demokratien, liegt die Vermutung nahe, dass diese Tendenzen auch mit etwaiger Ministerien-Unterkompensation weniger zentristischer Parteien zusammenhängen könnten. Dazu gilt es jedoch zunächst zu überprüfen, ob eine derartige Tendenz überhaupt außerhalb von Deutschland auffindbar ist. Nicht zuletzt fordern sozialwissenschaftliche (Quasi-)Gesetze immer auch dazu auf, die Randbedingungen ihrer Gültigkeit zu ermitteln. Überraschenderweise ist eine systematische Untersuchung zum Einfluss der ideologischen Ausrichtung bislang ausgeblieben. Durch die Ermittlung entsprechender Effekte lässt sich daher auch die Rolle von Gamson’s Law in verschiedenen Koalitionen besser einschätzen.

Wie ist die Vorgehensweise?

Die Forschungsfrage ergab sich aus fallspezifischer Seminarliteratur. Zunächst galt es also zu prüfen, ob sich überhaupt eine über den deutschen Kontext hinaus verallgemeinerbare Hypothese aufstellen ließe. Unter Zuzug von ebenfalls im Seminar rezipierten etablierten Theorien der Regierungsbildung und zugehörigen Diskussionen, entstand letztlich der Schluss, dass Parteien an beiden ideologischen Rändern – links und rechts – tendenziell weniger Ministerien erhalten sollten. Das sollte auch für Parteien gelten, die sich in Staaten mit längerfristig ideologisch distanzierter Regierungshistorie befinden. Schließlich galt es, diese These empirisch zu überprüfen, wozu auf verschiedene Regierungsdatenquellen zurückgegriffen wurde. Aus den rezipierten Theorien der Regierungsbildung entsteht die besondere Anforderung, die vorhergesagte seltenere Koalitionspartizipation radikalerer Parteien in der Modellierung angemessen zu berücksichtigen. Durch die gewählten Selektionsmodelle lässt sich der Verzerrung adäquat begegnen.

Was sind die Ergebnisse?

Um überhaupt zunächst zu überprüfen, ob Abweichungen von Gamson’s Law wirklich bedeutungsvoll sind, habe ich mir die Gültigkeit in den untersuchten Staaten angeschaut. Dabei zeigt sich, dass der suggerierte Proporz-Mechanismus international durchaus schwankt. In Abb. 1 ist die jeweilige Ausprägung des Gesetzes abzulesen. Je näher der ermittelte Wert dabei an „1“ ist, desto präziser übersetzt sich ein Prozent der Parlamentssitze auch in ein Prozent der Ministerien. Generell ist die Ministerienverteilung also überall wenigstens in begrenztem Umfang vom Sitzanteil abhängig.

ABBILDUNG 1: Gamson’s Law in den betrachteten Staaten

 

 

 

 

 

Mit diesem Wissen dürfen also Abweichungen von dem Gesetz auch grundsätzlich als bedeutsam erachtet werden, und die Frage, wer davon eher profitiert, ist eine relevante. Anschließend habe ich daher berechnet, wie die ideologische Positionierung von Parteien mit ihrem erhandelten Anteil an den Ministerien zusammenhängt. Die angenommenen Effekte sind kurvilinear, weswegen alle Variablen der ideologischen Positionierung mit einem quadrierten Term verwendet wurden. In Abb. 2 ist zu sehen, wie die ideologische Positionierung den erhandelten Ministerienanteil unter Gleichhaltung des Sitzanteils und der Verhandlungserfahrung beeinflusst. Mit dem umgedrehten „U“ ist dabei gut erkennbar, dass der durch radikalere Parteien erhandelte Anteil an Ministerien signifikant geringer ist als der von zentristischen Parteien.

ABBILDUNG 2: Der Einfluss der Parteiposition auf den Ministerienanteil

 

 

 

 

 

 

Schließlich habe ich noch geprüft, ob dieser Befund so auch für Parteien gilt, die nicht notwendigerweise absolut radikalere Positionen einnehmen, sondern relativ zum politischen Status Quo in ihrem jeweiligen Land. Das in Abbildung 3 dargestellte Muster spiegelt dabei die Erkenntnisse zum absoluten Radikalismus.

ABBILDUNG 3: Der Einfluss der Status Quo-Distanz auf den Ministerienanteil.

 

 

 

 

 

 

Nach bestem Wissen ist meine Arbeit die erste, die eine Unterkompensation radikalerer Parteien explizit herausstellt. Der dargestellte Effekt ist dabei auch in der Größe keineswegs zu vernachlässigen. In Kabinetten mittlerer Größe (16 Ministerien) wird einer gänzlich radikalen Partei eine Unterkompensation von zwei Ministerien verglichen mit einer vollständig zentristischen Partei vorhergesagt. Die Tatsache, dass die theoretisch hergeleiteten Annahmen robust gestützt werden, spricht dabei für die Relevanz dieser Theorien auch über die Fragen hinaus, wer mit wem in welcher Art von Koalition regiert.

Neben dem inhaltlichen Beitrag ist auch auf die der Methodik in der Arbeit hinzuweisen. Die Rolle von Radikalismus in der Regierungsforschung ist von theoretischen Implikationen für das methodische Vorgehen geprägt. Um zu untersuchen, wie radikale Parteien in Regierungen agieren, gilt es sich zuvor bereits mit der Frage auseinanderzusetzen, ob diese Parteien überhaupt in Regierungsverantwortung geraten. Auch wenn Opposition für manche Mist sein mag, ist sie insbesondere für radikale Parteien der theoretisch vorhergesagte Standardzustand. Für valide Schlüsse ist dies angemessen zu reflektieren.

Was hat Ihnen persönlich Spaß gemacht? Was nehmen Sie für sich mit?

Das Projekt war für mich eine immense Bereicherung. Über die Arbeit daran habe ich mir ein Forschungsfeld erschlossen, welches es geschafft hat, mich nachhaltig zu vereinnahmen. Die Untersuchung von Ministerienverteilungen ist ein geradezu mathematisches Feld in der Politikwissenschaft. In seiner grundlegendsten Ausführung kommt es komplett mit objektiven Kriterien aus, die keiner weiteren Operationalisierung bedürfen. Hierin die Einflüsse klassischer Konzepte mit moderner Operationalisierung zu prüfen ist spannend. Das Projekt war dabei auch deshalb so motivierend, weil ich viele zuvor im Master erlernte Kenntnisse anwenden konnte. Dabei habe ich intensiv auch vom Input aus dem Seminar profitiert und viele hilfreiche Ratschläge vom Dozenten Prof. Dr. Armin Schäfer erhalten. Die Gelegenheit bei den Projektvorstellungen im Seminar beim lauten Aussprechen von Unfug genau zu merken, dass es sich um eben solchen handelt, hat hier einen großen Beitrag geleistet, die Arbeit auf das Wesentliche zu fokussieren. Schließlich hat die Präsentation vor Fachpublikum beim Projekttag die Erfahrung abgerundet. Die hier gegebenen Kommentare halfen nicht nur dabei, das Projekt rückblickend einzuordnen, sondern prägen auch meine weitere Arbeit in diesem Feld nachhaltig.